Jubiläumssitzung der Großen Karneval-Gesellschaft Rastatt von 1898 (GroKaGe)
Mit Tarzan und dem „Häsere Hannes“ auf Großer Fahrt
Eine gebührende fünfstündige Geburtstagsfeier
Rastatt(wo). Kurz nach Mitternacht ging es bei der ersten titulierten „Großen Prunk- und Fremdensitzung“ der Großen Karneval-Gesellschaft Rastatt (GroKaGe) in der Badner Halle enorm turbulent zu: Eine Affenherde in fantasievollen Kostümen stürmte den Saal, neckte das Publikum und verteilte Bananen. Dieses war der Höhepunkt eines über fünf Stunden dauernden Spektakels, das dem Anlass, dem närrischen 11 X 11 Jahre-Jubiläum, voll gerecht wurde.
Unter der Führung von Präsident Roland Stadtfeld stellte sich eine generationen- überspannende Truppe zur erkennbaren Freude des Publikums vor, die für Kurzweil sorgte, optische Genüsse und pointierte Büttenreden lieferte. Ein Lob dazu kam vom angereisten Präsidenten der Badisch-pfälzischen Karnevalvereine, Jürgen Lesmeister. Er macht sich um die Zukunft der Rastatter GroKaGe-Narren keine Sorgen, allein schon die Tanznummern waren eine besondere Visitenkarte.
Da begannen 35 (!) Minis und kleine Tanzmäuse mit einer turbulenten Szene zu „Cowboy und Indianer“. Mit ihrem Ausflug in den Zirkus punktete die Jugendgarde und die „Hot Chilis“ entführten mit ihrem Showtanz gelungen an den Broadway. Einfach Super und engagiert auch die Prinzengarde. Nicht nur einen schweißtreibenden Gardetanz hatte Tanja Staszak einstudiert, sondern lud mit heißen Rhythmen zu einem mitziehenden Showtanz nach Kuba ein. Staszak war es auch, die mit Partner Angelo Fasulo einen artistischen Paartanz zeigte, begleitet von den mit sehr viel Beifall bedachten Tanzmariechen Laura Friedrich und Mia Kopp.
Was das Geschehen in der Bütt betraf, scheute man sich nicht lokale und weltweite Themen durchzuhecheln, aber auch Zwischenmenschliches humorig zur Freude des Publikums zu servieren. Da ging Schlossdame Jane Hegmann mit Nachtwächterin Daniela Boos in den Dialog und man beklagte sich über die „kopflose, unkoordinierte Straßenplanung“ zum ersten Mal. Da sollte der „Dagobert Duck“ von Rastatt (OB Pütsch) nicht nur Geld zählen sondern investieren. Jane und Daniela stellten auch fest, warum der Bundestag eine Kuppel hat: „Ein Zirkus hat kein Flachdach!“
In der Bütt stellten sich auch Gerti Schuhr als Markgräfin und mit kesser Zunge, Nina Skala vor. Da hieß es gelungen: Barock trifft auf die Computerwelt. Und einen weiteren Feuerwirbel entfachte die „Xangs“-Truppe unter der Führung von Christian Reuter am „Gefügel“ Zu mitziehenden Melodien lästerten die 15 Stimmungsbolzen über Europapolitik, das Dieselfahrverbot aber lieferten auch einen Einblick in die GroKaGe-Geschichte zusammen mit dem Publikum interpretierten „Rastatter Lied“. Ein Gag auch der Auftritt der Schlosswache mit einer mitreißenden neuen Trommelshow und OB Hans Jürgen Pütsch als Rekrut, der eine gelungene Visitenkarte im Team abgab. Auch ein großes Lob für den „Till“, Jochen Fuchs.
Der lieferte einen klassischen Faschingsvortrag nach Maß und teilte für die Weltpolitik verbale Hiebe nach Maß aus. Er ließ von Trump („Kein Hirn, kein Herz!“), über die Profilneurose „Brexit“, den russischen Rambo Putin und dem politischen Tauziehen in Deutschland zwischen Merkel und Seehofer als Punktlandung nichts aus. Erfrischend auch der Dialog mit manchem Lokalkolorit von Michael Ams und Simone Walker.
Ja, wäre da noch der Knüller: Zum närrischen Jubiläum der GroKaGe betraten nochmals die vier Eisheiligen auf: der Häsere Hannes (Hans Reuter), Pflothilde (Gerlinde Heid) und die Turmgucker Doris Weller und Siegfried Karcher. Mit ihren witzigen aber auch giftigen Sprüchen ließen sie zur Freude des Publikums ein Stück GroKaGe-Geschichte gebührend wieder aufleben.
Was die GroKaGe heute ausmacht, mit ihrem „Groß“ im Titel, das demonstrierte der zweite Teil zur Moderation von Nicole Maier-Rechenbach und Roland Stadtfeld. Da wurde wieder ein atemberaubendes Bühnenbild kreiert, mit optischen Leckerbissen vergangener Jahre, dem dominierenden Kreuzfahrtschiff „Prinz Karneval“ inklusive. Der entfachte Sturm bei den Darbietungen der engagierten GroKaGe-Truppe wird noch lange nachwirken, die Piratennummer des Männerballetts und dem Tarzan-Dschungel-Ausflug in den Kongo inklusive.
Bericht und Foto: Rainer Wollenschneider