Vereinschronik

11×11 Jahre GroKaGe – 121 Jahre offizielle Fastnacht in Rastatt. Das ist etwas, das nicht jede Stadt vorzuweisen hat. Die Gründerväter der Gesellschaft hätten es sich wohl nicht träumen lassen, dass die Tradition über so viele Jahre aufrecht erhalten werden würde. Doch hätten sie sicherlich Freude daran gehabt. Das Bild der Fastnacht hat sich in den letzten 121 Jahren natürlich sehr geändert, dennoch gilt nach wie vor das Leitmotiv der GroKaGe „Allen zur Freud, niemand zu Leid“ seit der Gründung im Jahre 1898.

Die Vorläufer der heutigen GroKaGe sind aber bereits schon sehr viel früher in der Rastatter Geschichte zu finden. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden sich immer wieder lose Gruppen v.a. aus den Rastatter Vereinen zusammen, um der grauen Zeit voller Irrungen und Wirrungen zu entfliehen, die durch die politischen Umstände hervorgerufen worden waren. Sie waren fröhliche Leute, und sie wollten ihre Fröhlichkeit mit möglichst vielen anderen teilen. So kann man die Jahre 1830 bis 1840 guten Gewissens als Gründerjahre der Fastnachtsumzüge, Maskenredouten und heute noch existenter Vereine ansehen.

(Bild 1: Erste Umzüge im 19. Jhdt. Hier: Umzugswage der Vereinigten Wirthe Rastatts 1897)

Die Veranstaltungen wurden bis etwa in das Jahr 1890, wie den damaligen Zeitungsannoncen zu entnehmen ist, fast ausschließlich von den Rastatter Vereinen durchgeführt, z.B.: Die Bürgervereine Germania, Eintracht und Freundschaft, dem Pompiers Corps, die Gesangvereine und sogar der Metzger-Gehilfenverein. Dieser lose Zusammenschluss war aber auch Grund für ein stetiges Auf und Ab des karnevalistischen Treibens in der Stadt. Am 3. März des Jahres 1897 traf man sich zum Saisonende und beschloß in der kommenden Kampagne „… beim künftigen Inslebentreten des Vereins demselben den Namen, Große Karnevalsgesellschaft‘…“ zu geben. Genau hier liegt die Geburtsstunde der GroKaGe Rastatt! In der Kampagne 1897/98, vor 121 Jahren, trat die Gesellschaft das erste Mal unter ihrem heute noch bekannten Namen in Erscheinung.

(Bild 2: Elferat im Gründungsjahr 1898)

In den folgenden Jahren wurden große Feste, Redouten, Sitzungen und Maskenbälle ausgerichtet. Die „Grosse Karnevals-Gesellschaft“ wurde zu einem kulturellen Mittelpunkt Rastatts. Die meisten der Veranstaltungen wurden – des Platzes wegen – in den sogenannten „Prunk- und Spiegelsälen“ des damals sehr bekannten Gasthauses „Zum Löwen“ abgehalten und spielte sich in den damaligen Jahren in einem schon nennenswerten Rahmen ab.

(Bild 3: Vorläufer der heutigen Prinzengarde 1926)

Die beiden Weltkriege und die dunklen Zeiten ließen uneingeschränkten Frohsinn und Heiterkeit nicht zu, aber im Jahr 1947 war es dann wieder soweit: Die Rastatter Fastnacht erlebte ihre Wiedergeburt. Eine kleine Narrenschar um die GroKaGe wollte das Brauchtum wiederaufleben lassen und die Rastatter aus ihrer noch kriegsbedingten Lethargie reißen und zum Lachen bringen. Am Fastnachtssonntag zwischen 14 und 18 Uhr (eine andere Zeit war von der Besatzungsmacht nicht genehmigt worden) fand in der Fruchthalle ein stimmungsvoller Nachmittag statt. So mancher Besucher hatte seine letzte Flasche Wein oder Most aus dem Kellerversteck geholt (ganz ohne wollte man auch damals nicht feiern) und ging guter Dinge zu dieser ersten Fastnachstveranstaltung nach dem Krieg. In diesen ersten Jahren begann auch eine neue Epoche: Seither wird die GroKaGe in jeder Kampagne nicht nur von Ihrem Vorstand und dem Elferrat repräsentiert, sondern auch durch närrische Hoheiten. Der erste Prinz Severin IX. war ein gebackener Lebkuchenmann, heute stehen aber stattdessen echte Paare auf der Bühne, die als „Ihre Lieblichkeit“ und „Seiner Tollität“ durch die Fünfte Jahreszeit führen.

In das Jahr 1957 fällt die Gründung der Schloßwache und der Prinzengarde. Die Schloßwache hatte ihren ersten offiziellen Auftritt bei der Masken-Redoute im Löwensaal am 23. Februar 1957 als Begleitgarde des Prinzen Siegfried I. Die Prinzengarde war das „Geschenk der Stadt Rastatt zum Jubiläum“ (Originalton OB Kunze). Gemeint waren wohl die Kostüme, nicht die Damen.

(Bild 4: Schlosswache und Prinzengarde im Jahr 1957)

Da die Veranstaltungen immer beliebter und größer wurden, zog man 1967/68 vom Löwensaal in die Fruchthalle um. Die neuen Räumlichkeiten ermöglichten ebenfalls auch ein neues Konzept für die Fastnachtssitzungen: Einzigartig in der Region ist seither die Teilung in einen offiziellen Teil und anschließend ein Schowteil, der dem Kampagnenmotto folgt. Unvergessen bleiben den Rastattern dabei die Sitzungen „GroKaGe in Wien“, „GroKaGe in Berlin“, „900 Jahre Rastatt“ oder 1989/90 vor dem Umzug in die neuerbaute Badner Halle „Das letzte Grande Spectacle in der Fruchthalle“.

(Bild 5: Das „Letzte Grande Spectacle in der Fruchthalle“)

Bevor die Gesellschaft jedoch ihre erste Sitzung in der Stadthalle dem Publikum präsentieren konnte, musste sie 1990/91 eine zwangsverordnete Pause einlegen: In den Vorbereitungsmonaten zur Session saß man gemeinsam beim Filmabend in der Feuerwehr und lauschte dem Radio. An diesem Abend wurde bundesweit die Fastnacht wegen des Golfkrieges abgesagt. Immerhin hatte man so unfreiwillig m ehr Zeit zur Vorbereitung auf die Badner Halle gewonnen.

Die neue Bühne stellte für alle Beteiligten der Gesellschaft unbekanntes Terrain dar. Nicht nur die Bühnenakteure waren gespannt, ob ihre Darbietung wirken würde, sondern auch im Hintergrund musste man eine ganz andere Bühnenlogistik vorbereiten und die Bühnenbilder anders planen als in der Fruchthalle. Nach der Premiere mit dem Motto „Pariser Luft“ konnte man aber ein sehr zufriedenstellendes Resümee ziehen. Auch fiel in diese Zeit noch eine andere Änderung: Glichen die Sitzungen in der Vergangenheit Galaabenden, bei denen Frack, Smoking und Abendkleid, statt karnevalesker Kostüme gewünscht war, war es der Gesellschaft wichtig, die Atmosphäre im Publikum anders zu gestalten. Fortan lockerte sich die Atmosphäre auf und man sah mit Freude das Aufkommen allerlei Kostüme. 1995/96 fand man zudem in Ladislaus Zaban einen Bühnenbildbaumeister, der bis heute die großen Bühnenbilder, passend zum Motto entwirft und die durch die Gesellschaft gebaut werden.

1998/99 durfte die GroKaGe ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Zu diesem Anlass wurde das Rastatter Schloss als Kulisse auf die Bühne gebracht und die Gründungsversammlung von 1898 in historischen Kostümen nachgespielt.

(Bild 6: Heutige Bühnenshows in der Badner Halle)

Die GroKaGe ist heute ein florierender Verein mit zahlreichen Mitgliedern, der für die Zukunft gut aufgestellt ist und sicherlich auch in den nächsten 11×11 Jahren die Rastatter Bevölkerung erfolgreich durch die Närrischen Tage begleiten wird.  Es lebe der Spaß – Vivat Jocus.

Unvergessene Bühnenfiguren: stellvertretend für alle Auftretenden seien hier unvergessenen Figuren genannt:

Die Stammtischler Eine Hommage an die legendäre Vereinskneipe „zum Kreuz“: Hans Reuter als Häserer Hannes, Gerlinde Heid als Pflothilde, Dieter Jockers und Kurt Kobus

(Bild 7: Die Stammtischler)

Die Straßenfeger die Brüder Klaus und Günther Sutter

(Bild 8: Die Straßenfeger)

Doofe Nuss Kurt Kobus in der legendären Figur der Doofen Nuss

(Bild 9:  Die Doofe Nuss)

Till Eulenspiegel mit spitzer Zunge hält Jochen Fuchs der Gesellschaft den Spiegel vor

(Bild 10: Jochen Fuchs als Eulenspiegel)

Sitzungskarten sind erhältlich unter Tel.: 07222/200998 oder unter www.grokage.de

Die Vereinschronik wird im 11×11 Jubliäumsjahr der GroKaGe gerade überarbeitet und erscheint hier in Kürze!